Eine Theaterreise rund um die Welt
Schwungvolle Premiere bei den Waidhofner Schlosshofspielen mit „In 80 Tagen um die Welt“
Zu einer abenteuerlichen Theaterreise rund um die Welt lädt die Waidhofner Volksbühne bei den diesjährigen Schlosshofspielen. Nach der Romanvorlage „In 80 Tagen um die Welt“ von Jules Verne inszenierte Klaus Haberl, der bereits für die letzten drei Sommerproduktionen im Waidhofner Schloss verantwortlich zeichnete, diese Bühnenfassung von Susanne Wolf, die vor einigen Jahren bereits in Haag zur Aufführung kam.
Am Freitag, 8. Juli, starteten die traditionsreichen Theateraufführungen im Arkadenhof des Waidhofner Schlosses (seit 1953) mit einer äußerst gelungenen Premiere. Vor ausverkauftem Haus begeisterte das Ensemble der Volksbühne das Premierenpublikum mit einer auf Dynamik und buntem Szenenwechsel aufgebauten Dramaturgie. Dabei ist es dem Regisseur gelungen, die häufigen Szenenwechsel so in das Stück zu integrieren, dass diese nicht als störend und den Spielfluss unterbrechend, sondern als harmonisch und als Teil der Inszenierung empfunden wurden.
In den beiden Hauptrollen glänzen Wolfgang Kettner als britischer Gentleman Phileas Fogg und Christoph Marcik als dessen Diener Passepartout, wobei die Rolle des quirligen französischen Dieners dem Stück den eigentlichen „Kick“ gibt und die humorvolle Note verleiht. Christoph Marcik scheint diese Rolle auf den Leib geschnitten zu sein und mit französischem „accent“ und Esprit spielt es sich von Anbeginn in die Herzen seines Publikums. Wolfgang Kettner, Stammspieler und Leistungsträger im Theaterverein seit vielen Jahren, ist ebenso eine Idealbesetzung für den steifen britischen Gentleman, nur lässt diese Rolle wenig Spielraum für besondere schauspielerische Akzente. Kettners Phileas Fogg ist ein von englischer Korrektheit und Emotionslosigkeit triefender Langweiler, der letztlich nur zum Schluss von der Liebe der indischen Prinzessin Aouda wachgeküsst wird. Als dieses bezaubernde, exotische Wesen, das Fogg und sein Diener vor dem Scheiterhaufen retten, glänzt Alexandra Wagner und ist wie Marcik und Kettner auch eine Idealbesetzung. Wagner braucht wenig – einen Seidensari, etwas Goldschmuck – und sie geht als verführerische Inderin auch im realen Leben, abseits der Bühne ohne Weiteres durch. Vierter im Bunde der Hauptakteure ist Christian Almer, der die Rolle des kriminalistisch einfältigen Scottland Yard Detektivs Mr. Fix, sehr humorvoll und tollpatschig mit ausgeprägtem Mutterkomplex behaftet, umsetzt. Das restliche Ensemble rekrutiert sich, mit Ausnahme von Fritz Rechberger, Alexander Kettner und Heidi Wunderer, diesmal vor allem aus Bühnenneulingen. In kleineren Nebenrollen, die oft mehrfach an einen Schauspieler vergeben sind, ergänzen Jana Recinsky, Christoph Hagen, Gottfried Prinz, Lukas Lengauer, Markus Großbichler, Reinhard Asanger, Sandra Hüttenbrenner und Thomas Krall das Ensemble. Sie agieren als Indianer, Matrosen, Gentlemen oder Zirkusdirektoren. Nicht zu vergessen ist die Kinderschar, die dem Stück eine besonders sympathische Note verleiht. So tummelt sich die Volksbühnejugend als Straßenverkäufer, Schuhputzer oder Zeitungsjunge auf der Bühne und unterstreichen so den jeweiligen Lokalkolorit des Landes, in dem sich die Weltreisenden jeweils befinden. Diese Kindertruppe rekrutiert sich aus Michael Schnabel, Jonas Silbernagel, Jakob Pschorn, Johanna und Susanne Zeillinger, Anna Laimer, Daniel Enöckl, Amelie Zamarin sowie Ruby und Tiffy Okpurukhre.
Eine ganz besondere Inszenierung
Neben der geschlossenen Ensembleleistung ist vor allem das Bühnenbild hervorzuheben, mittels dem die Darstellung der jeweiligen Schauplätze der Weltreise auf einfache aber höchst originelle Weise gelungen ist und aus dieser Waidhofner Inszenierung eine ganz besondere macht. Dafür wurde die Profibühnenbildnerin Ina Reuter engagiert, die sich kreativ mit ungewöhnlichen Ideen einbrachte. Ein Novum dieser Theaterproduktion ist auch die Anordnung der Bühne mitten im Arkadenhof.
Die Tribünen sind wie um einen Boxring herum angeordnet und die Auftritte erfolgen von allen Seiten, beziehen das Publikum viel stärker ein und geben so der Inszenierung jene Dynamik, die das Thema „In 80 Tagen um die Welt“ auch benötigt.
Die Musik und die Umsetzung der theatralischen Geräuschkulisse (Dampfzüge, Schiffshörner, Dschungelsound) lagen wieder in den bewährten Händen von Karl Schaupp.
Die Schlosshofspiele waren diesmal Teil des NÖ Viertelfestivals, das heuer unter dem Motto „Fliehkraft“ im Mostviertel stattfindet. In Vertretung des Landeshauptmanns eröffnete die Schlosshofspiele 2016 BR Andreas Pum, der sich nach der Vorstellung ebenso wie zahlreiche andere Premierengäste unter ihnen Bgm. Werner Krammer, Altbürgermeister Wolfgang Mair und andere Vertreter aus Politik, Wirtschaft und aus dem öffentlichen Leben, von der Leistung der Waidhofner Volksbühne begeistert zeigte.
Die weiteren Aufführungen: 15., 16., 19., 20., 22., 23., 26., 27., 29. und 30. Juli, Beginn jeweils um 20.00 Uhr.