Eine Kunstreise der besonderen Art
Christos „The Floating Piers“ am italienischen Iseosee faszinieren und verstören
Italien ist seit jeher Anziehungspunkt für Kunst- und Kulturinteressierte und nicht erst seit Goethes Reise dorthin ist das Land, in dem die Zitronen blühen, ein ganz besonderer Sehnsuchtsort. Am oberitalienischen Iseosee hat Christo, der renommierte und als „Verpackungskünstler“ international bekannte Kunstschaffende, der bereits in Berlin den Reichstag und in Paris die Pont Neuf verhüllte, ein aufsehenerregendes Projekt umgesetzt. „The Floating Piers“ geht auf eine Idee von Christo und seiner Partnerin Jeanne-Claude aus den 1970er-Jahren zurück, die nun vier Jahrzehnte danach umgesetzt werden konnte.
„Goethe gleich machten meine Frau und ich uns auf den Weg nach Italien, um diese Kunstinstallation „live“ zu erleben. Bei den Floating Piers handelt es sich um einen schwimmenden Steg aus 220.000 Kunststoffwürfeln zusammengesetzt, die mit einem orangefarbenen Stoff umhüllt und zusammengehalten werden. Dieser schwimmende, rund drei Kilometer lange Steg verbindet das Seeufer mit zwei Inseln im Iseosee und ist begehbar. Dieses „begehbar“ ist auch das Besondere an dieser Kunstaktion. Bei freiem Zugang ist es jedermann möglich, auf den Floating Piers zu wandeln, die schaukelnden Wellenbewegungen zu spüren und diesen bewussten künstlerischen und zeitlich begrenzten Eingriff in eine betörend schöne Landschaft in sich aufzunehmen und wirken zu lassen. Das alles war faszinierend und machte die Kunstreise nach Italien zum ganz besonderen Erlebnis. Was ebenfalls ein „besonderes“ Erlebnis war, war der Umstand, auf welch großes Interesse in der Bevölkerung diese Christo-Aktion stieß. Zeitlich begrenzt auf lediglich 16 Tage (am kommenden Sonntag, 3. Juli, ist bereits wieder Schluss) wurden die Floating Piers regelrecht gestürmt. Informiert über diesen enormen Besucherandrang machten sich meine Frau und ich bereits um 5.00 Uhr früh vom Gardasee auf zum benachbarten Iseosee und waren dort bereits kurz nach sechs Uhr morgens vor Ort. Nur dass da bereits Karawanen mit zigtausend Menschen unterwegs waren, verblüffte doch einigermaßen. Nur, ein Presseausweis ließ uns die Warteschlange beim Einstieg auf die Floating Piers in Sulzano überspringen, ansonsten hätte eine wohl mehrere Stunden dauernde Wartezeit gedroht und das um 6 Uhr morgens! Ab 7 Uhr wandelten wir schließlich im Pulk mit vielen Tausenden anderen über den Iseosee und erlebten das Gefühl etwas ganz Besonderes erleben zu dürfen.
Fritz Stummer