Waidhofen. Frühjahrskonzert des Kammerorchesters im Zeichen des 50-Jahr-Jubiläums. Stephanie Neubauer und Lorenz Maderthaner glänzten als Solisten.
2023 ist ein besonderes Jahr für das Waidhofner Kammerorchester, gilt es doch die Gründung des WKO vor 50 Jahren gebührend zu feiern. Aus einer langen Orchestertradition heraus, die in Waidhofen bereits 1887 mit der Gründung eines sogenannten „Hausorchesters“ begann, wurde 1973 das Kammerorchester schließlich aus der Taufe gehoben und als Verein eingetragen.
Der Festreigen für dieses goldene Jubiläum begann am vergangenen Wochenende mit gleich zwei Konzertereignissen im Schlosscenter von Waidhofen. Am Samstag, 11. März, lud das Orchester seine unterstützenden Mitglieder und Sponsoren als Dankeschön für deren langjährige Treue zu einem „Werkstatt-Konzert“, wie es der musikalische Leiter Dirigent Wolfgang Sobotka bezeichnete. In Bezug auf das am darauffolgenden Tag gegebene Frühjahrskonzert waren die gespielten Musikstücke zwar großteils dieselben, wurden aber nur auszugsweise und oft auch nur angespielt. Die Idee hinter diesem „Werkstatt-Konzert“ war, dem Publikum einen Einblick in die einem Konzert vorgelagerte Probentätigkeit zu vermitteln. Dirigent Sobotka war dabei der moderierende Vermittler, der dem Publikum erklärte, wie eine Symphonie oder ein anderes musikalische Werk vom Orchester erarbeitet wird und welche Rolle etwa instrumentale Stilrichtungen wie die „Wiener Schule“ oder die „Deutsche Schule“ dabei spielen. Diesen Einblick quittierte die überaus begeisterte Zuhörerschaft mit großem Applaus und folgte im Anschluss an die „Musikwerkstatt“ gerne der Einladung des Orchesters zu einem Gedankenaustausch im Rahmen eines gemütlichen Get-togethers.
Bartholdy, Prokofjew und Ravel
Das eigentliche Frühjahrskonzert folgte am Sonntag um 11.00 Uhr als Matinee im Schlosscenter und stellte zwei Solisten in den Mittelpunkt. In der Tradition des Kammerorchesters ist es seit Langem Usus, jungen Nachwuchstalenten für solistische Auftritte eine Bühne zu bieten. Bei diesem Konzert waren es der Oboist Lorenz Maderthaner und die junge Geigerin Stephanie Neubauer. Auf dem Programm standen das Konzertstück für Oboe und Orchester op. 33 von Julius Rietz und Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert in e-Moll op. 64. Dieser herausfordernden Aufgabe entledigten sich die beiden großartigen Musiktalente mit Virtuosität und, ob ihrer Jugend, mit kaum erwartbarer musikalischer Reife und Interpretationskraft. Aber auch das Orchester wuchs einmal mehr unter dem packenden und leidenschaftlichen Dirigat von Wolfgang Sobotka über sich hinaus und bot eine Leistung, die jedem Profiorchester ebenso zur Ehre gereichen würde.
Peter und der Wolf entzückten
Mit „Peter und der Wolf“ nach der Pause legte das Kammerorchester einen weiteren Puzzlestein, der sich harmonisch in das bunte Gesamtbild des Orchesterschaffens einfügte. Als „musikalisches Märchen für Sprecher und Orchester“ komponierte Sergei Prokofjew „Peter und der Wolf“, das 1936 uraufgeführt wurde. Als Sprecher gewann das Kammerorchester den Schauspieler Giuseppe Rizzo, der mit großer Theatralik die Geschichte um die verschiedenen Protagonisten des Märchens wie den Vogel, die Ente, den Großvater, die Jäger und natürlich Peter und den Wolf vortrug. Dem WKO jedenfalls gelang bei der Umsetzung dieses Klassikers dieses besonderen Genres ein großer Wurf. Zur visuellen Unterstützung trugen zahlreiche Orchestermitglieder ihrer instrumentalen Zuteilung folgend entsprechende Kopfbedeckungen. Großer Applaus war der gebührende Lohn für diese Leistung.
Bei beiden Konzerten wählte das Kammerorchester als finale Zugabe Ravels „Boléro“ und auch hier wurde die Qualität des Orchesters unter Beweis gestellt und mit Standing Ovations von den Konzertbesuchern bedankt.
Eine wesentliche Facette hinsichtlich der beiden Solisten ist, dass beide sozusagen aus dem „eigenen Stall“ kommen oder zumindest aus dem Biotop, das sich in und rund um die Musikstadt Waidhofen und deren Musikschule gebildet hat. Lorenz Maderthaner ist ein weiterer Spross der Musikdynastie Maderthaner aus Windhag und Stephanie Neubauer stammt aus einer anderen großen Musikerdynastie, der Familie Six aus Opponitz.
Das Waidhofner Kammerorchester kann somit zum 50-Jahr-Jubiläum auch auf eine überaus erfolgreiche Nachwuchsarbeit blicken und dem ist sicher auch ein Großteil des Erfolgs des Orchesters geschuldet.

