Uraufführung von Mathias Rüeggs letztem Auftragswerk im Rahmen des Festivals „Klangraum im Herbst“
Es war einmal mehr eine musikalische Sternstunde, die den Konzertbesuchern am vergangenen Samstag, 12. November, im gläsernen Konzertsaal von Schloss Rothschild bereitet wurde. Festivalintendant Thomas Bieber gelang es, den aus der Schweiz stammenden Universalmusiker und Komponisten Mathias Rüegg, den Gründer des legendären Vienna Art Orchesters, für ein Konzert der ganz besonderen Art zu verpflichten.
Rüegg, der sich abseits des Jazz auch vielen anderen Musikgenres verpflichtet fühlt, hat sich bereits mehreren Kunstliedzyklen, etwa von Schubert, Schumann, Brahms oder Händel, gewidmet, sie in seinem Musikverständnis arrangiert und neu interpretiert. Nun betrat Rüegg Neuland und vertonte selbst Gedichte von Literaten, die vor 1945 ihre Werke schufen, in der klassischen Form des Kunstlieds. In einem zweiten kreativen Durchgang wechselte Rüegg die Rolle des Komponisten mit der des Arrangeurs und interpretierte sein eigenes Liederwerk, geschrieben für Klavier und Gesang, als Arrangeur neu für Orchester und Vocals.
Dieses neue Werk, in dem er seine Kunstlieder seinen Arrangements gegenüberstellt, betitelte Rüegg mit einem Titel eines von ihm vertonten Gedichts mit „Das blaue Klavier“. Das „Sonderkonzert“, so die Programmankündigung, das zum 70. Geburtstag Rüeggs terminisiert wurde, war eine Uraufführung und dementsprechend gespannt waren auch die mit dem Komponisten nach Waidhofen mitgekommenen Musikerinnen und Musiker.
Für den Part des Kunstlieds zeichneten die Pianistin Sabina Hasanova sowie der Bariton Benjamin Harasko verantwortlich und beide überzeugten restlos. Spannend waren aber vor allem die gegenübergestellten Arrangements zu den vertonten Gedichten. Diese hatten inhaltlich eine Klammer und handelten im weitesten Sinn von der Musik an sich. Rüegg wählte etwa Gedichte von Trakl, Eichendorff, Ebner-Eschenbach, Storm, Heine oder Ringelnatz. Auch Wilhelm Busch war unter den vertonten Poeten. Bei den Arrangements setzte sich Rüegg persönlich an den Konzertflügel und vokale Langzeitpartnerin war auch diesmal Lia Pale, die mit überbordender Bühnenpräsenz diesem Konzertabend ihren ganz persönlichen Stempel aufdrückte. Weitere Orchestermusiker des hochklassigen Quintetts waren Stano Palúch (Violine), Ingrid Oberkanins (Percussion) und Hans Strasser (Bass).
Die Konzertbesucher waren jedenfalls hingerissen von diesem in jeder Hinsicht einzigartigen Musikerlebnis und quittierten diese Leistung mit langanhaltendem Applaus, der zu mehreren Zugaben führte und den Abend in einer lockeren künstlerischen Atmosphäre ausklingen ließ.
