Wahrscheinlich war es ein Sturm im März, der einen Teil des Strahlenkranzes im Zentrum des Turmkreuzes der Franziskuskirche 20 Meter quer über das Kirchendach trug, wo er dann in der Dachrinne der Seitenkapelle landete. Die günstige Windrichtung verhinderte eine Katastrophe, und eine Untersuchung des Kreuzes mittels Drohnenflug zeigte, dass eine weitere drohte. Die drei anderen Strahlensegmente waren ebenfalls bereits abgerostet und hingen nur mehr schwach an den Kreuzarmen. Daher wurde letzte Woche der Vorplatz der Franziskuskirche gesperrt.
Am 16. Mai kamen die Brüder der Spezialfirma Zambelli und holten das Turmkreuz herunter. In einer waghalsigen Aktion wurde zuerst das Dach des Turmhelms geöffnet und zwei Seile ausgeworfen. Über diese brachte Herr Zambelli mit einer Aufstiegshilfe zwei Leitern auf das Turmdach, mit deren Hilfe man dann auf die Höhe des Turmkreuzes gelangte. Für die Lösung der Strahlen und des Querarmes brauchte es fast kein Werkzeug mehr. Wie der Arbeiter feststellte, wurde der Querarm nur mehr vom Blitzableiter gehalten. Es ist kaum vorstellbar was passieren hätte können. Der senkrechte Kreuzbalken wurde mit der Flex abgeschnitten und dann die vergoldete Kugel vom Helmbaum abgehoben und zu Boden gebracht.
Bei den Zuschauern auf dem Boden wuchs die Spannung, ob in der Kugel bei früheren Änderungen Memorabilien hinterlegt worden waren. Und sie wurden nicht enttäuscht. Über die erste Kreuzsteckung am 12. September 1834 fanden sich keine Nachrichten, was nicht verwundert, da der Turm, den man damals neu errichtet hatte, 1859 im Zuge der Stadtverschönerung abgetragen und neu errichtet wurde. Die entsprechende Weiheurkunde vom 27. April 1859 und die Ansicht der Fassade von damals fanden sich in der Metallbüchse in der Kreuzkugel. Auch eine Nachricht von einer Restaurierung des Turmes vom 1. bis 10. Juli 1881 – heute würde man sagen durch die Bauhofmitarbeiter – fand sich darin.
Die letzte Nachricht einer Kreuzsteckung betrifft jene vom 18. Juli 1894, wo vorher der Helmbaum und die Kreuzkugel erneuert, das Turmdach gestrichen und das Kreuz und der Blitzschutz restauriert wurden. Ergänzt wird das Konvolut der Archivalien durch die Sammellisten, die die Namen der Wohltäter und die Höhe der Spende fein säuberlich festhielten.
Das Kreuz und die Kugel wurden in die Firma Zambelli zur Restaurierung verbracht, der Helmbaum gegen Nässe geschützt. Ob der Turmhelm neu hergestellt werden muss, wird das Gutachten der Firma Wahlmüller ergeben, und die Entscheidung der Diözese, die Eigentümerin der Kirche ist, feststellen.