Liederabend am 8. Mai im Kristallsaal des Schlosses Rothschild
„Im Abendrot“ war titelgebend für die Lieder von Franz Schubert am Muttertag im Schloss Rothschild mit der kirgisisch-deutschen Sopranistin Katharina Konradi und ihrem israelisch-südamerikanischen Klavierbegleiter Ammiel Bushakevitz.
Diese junge Dame, hübsch und anmutig und doch reif und durchdacht, ist bis in die Fingerspitzen von Rhythmus, Klangsinn, Ausdruck und plastischer Akzentfreudigkeit beseelt. Lebhaft und schwungvoll stiftet sie souverän Proportionen in Schuberts Lieder der Zuversicht und Hoffnung, der Sehnsucht und der verlorenen Liebesmüh’. Silbrig schillernd, nicht nur in den prächtig aufblühenden Höhen, ist sie eine ausgewiesene Stilistin ihres Fachs, sondern überhaupt in Musikalität, Phrasierung und in ihrer gesamten Gesangstechnik gut timbriert und eine Wonne für das Ohr. Das weiß sie, die Sopranistin von Weltklasse: Ein Schubert will ja nicht irgendwie gesungen werden, sondern man muss ihm auch gerecht werden. Stimmtechnische Mängel werden bei Schubert sofort hörbar. Aber der Katharina Konradi fallen auch die hörbar schwer zu singenden Stücke leicht. Ammiel Bushakewitz weicht die Kontraste auf, ohne das jeweilige Lied zu trivialisieren. Bewegendste Momente und ergreifende Interpretationen des Abends waren der leidenschaftliche Aufruhr der beiden Kunstliedperlen „An mein Herz“ und „Ständchen“ (Leise fliehen meine Lieder). Die junge Dame singt rein und klar, über weite Strecken schön kraftvoll timbriert, effektvoll fokussiert und kompetent zelebriert. Sie packt intensiviert zu, dann wieder nachlauschendes Geschehenlassen. Nahezu durchgängige Textverständlichkeit. Der Pianist Ammiel Bushakevitz begleitet sie aufmerksam und in sehr guter Balance zwischen Eigenständigkeit und partnerschaftlicher bzw. auch dienender Haltung. Und bitte! Nicht nur am Klavier. Er greift auch zur Gitarre, wie es Schubert immer getan hat, denn er hatte gar kein eigenes Klavier, so lange, bis ihm sein Bruder eines geschenkt oder irgendwie zur Verfügung gestellt hat. Von Katharina Konradi ist die Zuhörerschaft innerlich hingerissen, nicht nur stimmlich, sondern auch von ihrer unaffektierten Charmeoffensive.
Wir behalten diesen großartigen Liederabend lange in Erinnerung. Standing Ovation für die Schubertiade am Muttertag. Ein Gesamtkunstwek im besten Sinne. Ach ja, hätte ich fast vergessen: Die Zugabe! Grandios! So zupackend: „Ach kommst du, ich will dich küssen, mein Herz ist schwer!“
Robert Voglhuber
