Viele Besucher haben sich eingefunden zu einer ganz besonderen Veranstaltung. Zum Auftakt machte Dr. Gerhard Zeillinger neugierig auf die Geschichte des Altstadthauses Forster am Oberen Stadtplatz in Waidhofen sowie auf die Brüder Plautz und ihren Pioniergeist. Die Familie Forster will dieses Erbe bewahren und hat im kleinen Garten, der an den wunderschönen Renaissance-Innenhof angrenzt, einen Erdäpfelgarten angelegt, ein Zeichen zur Wiederbelebung der Erdäpfelkultur. Der Sommer ist vorbei und die Erdäpfel reif zur Ernte.
Aber bevor der Garten für die Besucher geöffnet wurde, durften zwei Klassen der Volksschule Waidhofen zum Staunen und Lernen durch die Öhlberggasse in den Garten kommen und an vier Stationen erfahren, was Erdäpfel alles können. Bernhard Haidler von „Natur im Garten“ vermittelte spielerisch wertvolles Wissen über Tiere und Pflanzen. Planer DI Alois Graf zeigte, dass man mit Erdäpfeln sogar Strom erzeugen kann. Mit Traudi Dobersberger, die mit viel Geschick und Liebe die schönsten Stofftaschen nähen kann, bedruckte jedes Kind mit den Erdäpfelstempeln sein eigenes Papiersackerl in bunten Farben. In der Küche warteten Uli, Claude und Eva, um mit den Kindern Erdäpfelnudeln zuzubereiten, die sie dann im Hof verschmausten. Inzwischen richteten die Bäuerinnen ihre Erdäpfelköstlichkeiten an und der Duft von Erdäpfelsuppe und Zwetschkenknödeln begrüßte die ersten Besucher, auf die im Garten noch viel Schönes wartete.
Angeboten wurden Erdäpfelraritäten wie „Rosegarden“, „Rote Emma“ oder „Blauer St. Gallener“, alle vom Bio-Kartoffelhof Schramm aus Großengersdorf. Der Familienbetrieb kultiviert Weinviertler Erdäpfel und über 40 vergessen geglaubte Erdäpfelsorten. Die Zebenholzers aus Reinsberg waren da, die Selbermacher aus Leidenschaft. Der Altbauer vom Hof Höhenberg kann noch sehr viel Handwerk, das früher auf einem Bauernhof selbstverständlich war. Inmitten der wunderschönen Körbe aus verschiedenen Materialien zeigte er das „Zoalflechten“ und wusste viel über diese Kunst zu erzählen. Christa Zebenholzer lebt mit der unglaublichen Vielfalt von Pflanzen, sie weiß, dass für alles ein Kraut wächst, und brachte die herrlichsten Kräutersalze mit. Stefan Kastenhofer, Gärtnerei Bognerhof beim Stift Seitenstetten, bot Kräuter- und Pflanzenraritäten, die für blühende Ideen sorgen und seine Leidenschaft für Gartenkunst im Einklang mit der Natur unter Beweis stellen. Aus der letzten Produktion der Mühlviertler Weberei Kitzmüller kamen die Geschirrtücher, die vorgewaschen, sonnengetrocknet und handbedruckt mit alten Modeln erworben werden konnten. Sie mischten sich mit den Vorratsdosen der Firma Riess, die für diesen besonderen Anlass mit Kränzchen geschmückt waren und mit den bunten Dahlien-Blumensträußen um die Wette leuchteten. Wunderschöne Leinenhandtücher, in der Toskana auf einem historischen Webstuhl hergestellt, und fröhliche Dinkelkissen von Decorating-Company Wildling aus Waidhofen gesellten sich dazu. Und wer könnte dem „blühenden“ Konfekt von Michael Diewald widerstehen, der aus dem Garten viel Inspiration für seine nächsten exklusiven Pralinen mitgenommen hat. Nicht fehlen durften das wunderbare Erdäpfel-Dinkelbrot, die Erdäpfel-Gugelhupferl und die sehr originellen Marzipan-Kartoffeln von der Bio-Bäckerei Hartner am Hohen Markt.
Am Nachmittag gab es prickelnde Cider vom Mostbaron Wieser aus Randegg zu verkosten, serviert von Julia und Gerhard, der mit seinem Ensemble „Brass-Zeit“ für Schwung und coolen Blechklang sorgte. Musik besitzt die Macht, unser Gefühl im Moment zu verändern. Das gelang nicht nur Viola mit ihrer groovigen Stimme, sondern auch der Trommlergruppe von Gertrude Edlmayer. Der afrikanischen Djembe-Trommel wird nachgesagt, dass sie den Geist des Baumes, des Tieres und des Erbauers enthält, das gibt dem Spiel Kraft und Schwingung, jedenfalls viel African Spirit zum Dank für die Ernte. Einst kamen sie aus der Neuen Welt ins Mostviertel, die „Batata Indorum“, wie der Abt von Seitenstetten, Kaspar Plautz, 1621 schreibt. Sie kennen viele Namen – Baracas, Pantüffeln, Tartuffeln, Erdbirn. Wir nennen sie Erdäpfel und wünschen uns, dass ihr Wert wieder mehr geschätzt wird und ihre Vielfalt erhalten bleibt.