Kematen. Die „Tafel“ ist verlässliche Anlaufstelle für Menschen in schwieriger Situation
Das Leben in Österreich, einem der reichsten Länder der Welt, ist teuer geworden. Wir leben einerseits in einer Wegwerfgesellschaft, andererseits zeigt sich eine erschreckende Entwicklung: Viele Menschen sind zu arm, um regelmäßig Essen kaufen zu können. Dieser Problematik stellt sich die „Team Österreich Tafel“ – eine Initiative von Ö3 und dem Roten Kreuz – seit nunmehr 10 Jahren, indem es Überschuss und Mangel zusammenbringt, und zwar auf ganz einfache Weise: Jeden Samstag werden überschüssige, einwandfreie Lebensmittel von freiwilligen Helfern eingesammelt und kostenlos an Menschen verteilt, die diese frischen Waren dringend benötigen.
Im Mai 2010 stimmten die damaligen fünf Rotkreuz-Bezirksstellenleiter des Bezirkes Amstetten der Gründung der „Tafel“ zu, die auf Initiative von Patrick Rudelstorfer und Christine Brandl in St. Peter/Au im Pfarrsaal St. Peter rasch umgesetzt wurde. Konnte dort anfangs etwa 20 Haushalten Unterstützung gewährleistet werden, so weitete man schon 2013 das Angebot aufgrund zunehmender Klienten auf eine zweite Ausgabestelle in Kematen aus.
Freizeit für Ehrenamt
Manche der freiwilligen Mitarbeiter sind seit Anbeginn dabei, Christine Brandl und Güven Yilmaz bilden derzeit das Füh-
rungsduo in Kematen: „Derzeit arbeiten wir abwechselnd in sechs Teams mit mehr als 85 Helfern, die jeweils samstags in der Zeit von 17.00 bis 21.00 Uhr das Einbringen sowie die Ausgabe der Lebensmittel bewerkstelligen“, zeigt sich Christine Brandl zufrieden und ergänzt: „Die kostenlos ausgegeben Waren stammen von Supermärkten, lokalen Lebensmittelhändlern, Bäckern sowie privaten Spendern. Zudem wird einmal jährlich eine gesonderte Sammelaktion bei Supermärkten durchgeführt, wobei vor allem haltbare Lebensmittel auf die Bezirksstelle gebracht, dort eingelagert und in weiterer Folge über das Jahr verteilt ausgegeben werden. Dabei hat auch Bürgermeisterin Juliana Günther schon mitgeholfen.“ Derzeit wird die Ausgabe coronabedingt in veränderter Form unter Einhaltung strenger Hygienevorschriften mit vorportionierten Schachteln durchgeführt.
Essen darf kein Luxus sein
Ab Mai 2013 wurde die Ware im alten Postgebäude, nun wird sie an der Rotkreuz-Bezirksstelle in Kematen, ausgegeben. „Beim ersten Besuch wird in einem Gespräch in Verbindung mit Sozialberatung die Bedürftigkeit der jeweiligen Familien festgestellt und ein Ausweis zur Abholberechtigung ausgestellt“, schildert Christine Brandl. Angeboten wird die „Tafel“ in Abstimmung mit der Ausgabestelle St. Peter/Au für das gesamte westliche Mostviertel und das Ybbstal. Hat man sich 2015 im Besonderen auch der vielen Geflüchteten in unserer Region angenommen, so werden derzeit jede Woche etwa 55 Familien auf weitgehend unbürokratische Weise unterstützt. „Wenn jedes fünfte Brot österreichweit im Müll landet und andererseits immer mehr Armut aufkommt, ist dieses Projekt der „Team Österreich Tafel“ ein besonders wichtiges. Daher ist dem gesamten Team der „Tafel“ höchste Anerkennung für die Ausübung dieser ehrenamtlichen Tätigkeit auszusprechen“, betont Bezirksstellenleiter Kurt Marcik.
Josef Penzendorfer